Preisgekrönt: Die Steinenbrücker Schiffermädchen und ihre Jungs – in meist tragender Funktion – ließen es auf der Bühne krachen. Für ihre karnevalistischen Aufführungen hat die Truppe bereits nationale und internationale Preise eingeheimst. Foto: Günter Benning
Greven – Da kannste machen, waste willst. Völkerverständigung, 30-Minuten-Bustakt zwischen Greven und Reckenfeld. Und dann kommen ortsunkundige Karnevalsjecken und reißen alte Gräben wieder auf.
„So, dieser Witz ist was für Intellektuelle“, schnaubt da die Handpuppe Oskar von Bauchplauderer Master Me am Samstagabend in der Rönnehalle, „nichts für Reckenfelder“. Tätä!
Aber die Reckenfelder, die hinten rechts im Saal sitzen, sind ja selbst Jecken. Sie schnauben nicht, sie lachen mit. Auch später, als die kohlenpötternde Hildegard Brömelstroote nachfragt, ob die Reckenfelder wohl der Heimleitung gesagt haben, dass sie in Greven sind. Tätä! Auch sehr lustig.
Ach, was schön, dass es die Kölner gibt, die Sitzungspräsident Andreas Holzhausen gar nicht ohne Zugabe von der Bühne lässt. „Wir kommen alle in den Himmel“, klingt es schon vor der Prinzenproklamation. Dann lassen es die „Frönde“ krachen. „Wir sind alle nur Menschen – und in jedem steckt ein kölsche Jeck“, posaunt die Stimmungsband heraus.
Die hat ein ausklappbares E-Schlagzeug im Gepäck. Und echt staunenswert ist, wie ihre drei Rowdys die Bühne auf- und wieder abrüsten für den Profi-Auftritt. Der nächste Auftritt ruft bereits.
Das Publikum ist bunt und gemischt. CDU-Bundestagsabgeordnete Anja Karliczek ( CDU) erschien im gelben Clownskostüm, Entspannung zum Berliner Koalitionsgeburtskampf. Neben ihr Jürgen Coße (SPD) im blauen Einreiher. Da trägt Landrat Dr. Klaus Effingimmerhin eine Jeckenmütze. Flunkern darf man ja im Karneval, er flunkerte, als Büttkanone Brömmelstrote aus Eheanbahnungsgründen sein Jahreseinkommen wissen wollte. „12 000 Euro“, sagte Effing und guckte seine Frau an. Das war doch wohl eine Jecken-Notlüge. Oder?
Die Besucher in der fast vollen Rönnesporthalle hielt es jedenfalls von Anfang an nicht auf ihren Bänken. Man schunkelte, tanzte, stieg auf Stühle, wollte abfeiern.
Da hatten es die Wortbeiträge teilweise schon schwer. Etwa vom altgedienten Master Me, der seine Sprechpuppe Seniorenwitze vortragen ließ: „Was heißt auf Chinesisch Ladenschlussgesetz? Wattschonzu.“
Pfarrer Klaus Lunemann hatte ordentlich in die Reimtrommel gegriffen. Ohne sein Pendant Petrone (Peter Vennemeyer ist in Kur) ließ er Grevener Lokalkolorit aufscheinen. Da kam es alles vor: „die städtebauliche Augenbefeuchtung“, „das Adlerauge Thiel“, die Kirchenschließung und die Lokalpolitiker: „Und mancher rührt im falschen Saft, das kostet manchem Kösters Kraft.“
Abschluss und Höhepunkt einer langen Show waren dann die Steinenbrücker Schiffermädchen. Tolles Karnevalsballett, artistische Einlagen – super Stimmung. Für den neuen Stadtprinzen Johannes I. und sein Püntemariechen blieb da kaum etwas an der guten Laune zu drehen.
Ihr Motto: „Der Karneval ist voller Schwung, er hält uns alle fit und jung. Er bringt uns reichlich Energie, so schunkeln und tanzen wir wie noch nie. Und jetzt von den Stühlen runter – und hakt den Nachbarn unter.“